In seinem Wörterbuch der Philosophie unterscheidet Fritz Mauthner (1849 – 1923) zwischen Perzeption (Wahrnehmung) und Apperzeption (Hinzuwahrnehmung). Jede Wahrnehmung ist dabei tatsächlich apperzipiert, also die Einheit von Perzeption und Apperzeption. Demnach gibt es keinen reinen und unschuldigen Sinneseindruck, weil jede Sinneswahrnehmung als etwas aufgefasst wird, das aus dem Gedächtnis und aus der Phantasie stammt.
Wahrnehmungen sind also stets auch Urteile, sind aktiver Natur in dem scheinbar passiven Wahrnehmungsvorgang. Das Subjekt selbst prägt das, was es sieht, hört, riecht etc. und wird dadurch ein Aspekt der Apperzeption: das wahrnehmende Subjekt wird in der Apperzeption selbst thematisch anwesend.
Fritz Mauthner war selbst kein Phänomenologe, sondern ein von Ernst Mach geprägter Phänomenalist, einer Mischung von skeptischem Positivismus und Phänomenologie. Mauthner behandelt den Begriff der Apperzeption in seinem Wörterbuch sprachkritisch, was den Baustellencharakter der Hinzuwahrnehmung gut herausstellt. So gilt: Apperzeption als Wort ist keine Lösung, sondern bezeichnet ein interessantes Rätsel.
Fritz Mauthner: Apperzeption [PDF] (aus: Wörterbuch der Philosophie)