Bei kleinen Wohnungen werden oft Dinge im Badezimmer untergebracht, die dort nichts zu suchen haben: der Kühlschrank, aufgerollte Perserteppiche oder Müll, der schon vor Wochen hätte runter gebracht werden müssen. Aber es geht auch anders herum: was im Badezimmer sein sollte, hat sich locker in der Wohnung verteilt.
Recht beliebt ist die Unart, das Waschbecken im Badezimmer nicht in den Raum hineinragen zu lassen, sondern als Ausstülpung in den Nachbarraum. Eigentlich befindet es sich dann gar nicht mehr im Badezimmer und nimmt woanders Raum weg.
Will man sich dann das Gesicht waschen, muss man sich in die Ausbuchtung bücken, was aber oft nicht gut geht, ist man etwas größer. Denn das ausgestülpte Waschbecken ist meist für kleine Menschen konstruiert. Man bekommt den Kopf auch deswegen kaum hinein, weil noch ein Seifenspender links vom Becken installiert ist und sich rechts die Wand befindet. So muss man sich hineinschieben und krampft schnell an, weil man keine kleinen Ausgleichsbewegungen mehr machen kann.
Außerdem weiß man auch nie, wie sich das für den Nachbarn anhört, wenn man während des Aufenthaltes in der Enklave gurgelt, stöhnt, Schleim abrotzt oder einfach so mit sich selbst redet.
Natürlich gibt es auch den Fall, wo die Dusche im Wohnzimmer installiert ist, z.B. in der guten Schlauchwohnung. Vielleicht ist es aber auch nicht immer eine ganze Dusche, sondern nur ein Wasserhahn. Ist der über dem Bett installiert und ist man dort schlafender Gast, muss man natürlich ausprobieren, ob er auch Wasser hat. Ist danach der Bettfilz nass, aber die Matratze sowieso schon in zwei Teile gebrochen und riecht nach Urin, kann man sich einfach eine Schlaftablette einwerfen und wird nach ca. einer Stunde einschlafen.
Am nächsten Tag geht es dann wieder frisch ans Werk, nach der Dusche im Wohnzimmer und dem Umklettern der Palette mit Klopapier im Treppenhaus, die dort für schlechte Zeiten steht.
Sebastian Knöpker