Zum Flughafen gehört auch immer ein Teich, brackiges Wasser, umstanden von Abstandsgrün. Der Flughafenteich ist wie alle anderen Flughafeneinrichtungen vollständig entseelt. Durchgewischt und aseptisch besitzt er nicht die prompt überzeugende Kraft, die beseelte Dinge ausmacht.
Ein gestandener Flughafenteich hat ganz bestimmte und weltweit gültige Eigenschaften. Zur Standardausrüstung gehört eine schlaflose Umwälzpumpe, die Tag und Nacht das braun-kranke Wasser ein wenig mit Sauerstoff anreichert.
Der Wassserbesatz bleibt dabei immer in demselben Farbton, der das Zeug dazu hat, dass man später davon Alpträume bekommt. Das gestaltlose Braun verfolgt dann den Träumenden, ohne dass er sich dagegen wehren könnte. Vor Langstreckenflügen ist also der Besuch am Flughafenteich nicht zu empfehlen.
Am Wasser gibt es auch keine großen Wasservögel, weil diese abrupt auffliegen und in die nächste Flugzeugturbine fliegen könnte. Durch subtile Methoden werden die Vögel vom Turbinenschutzbeauftragten vergrämt.
Zudem gibt es keinen Müll an seinem Ufer; wenn man das Experiment wagen will und ein Müllexponat in den Teich wirft, wird innerhalb der nächsten halben Stunde jemand kommen und den Unrat einsammeln.
In etwas unordentlichen Ländern mit Wassermangel ist der Flughafenteich eine Prestigefrage, da er den Einheimischen zeigt, dass das Land auch etwas kann. Der Teich ist Ausdruck eines Ordnungswillen, der bald auf das ganze Land übergreifen wird, so die Hoffnung. Er ist also ein Symbol und besitzt so einen Mehrwert als Beseelung.
In einem Land wie Deutschland ist es hingegen anders: hier möchte man die Umwälzpumpe abschalten, den Stöpsel ziehen, alte Möbel und Baumschnitt in den Teich werfen, um ihn dann anzuzünden. Erst als Feuerteich gewinnt er wieder die Lebendigkeit, die ihm ausgehaucht worden ist.
Sebastian Knöpker