Ich liege im Bett und rauche nachlässig eine Zigarette, von der heiße Asche auf die Matratze fällt. Die Glut frisst sich in das Innere der Matratze, Rauch steigt auf und sofort stellt sich die Frage nach ihrer inneren Struktur. Wie kann ich den Schwelbrand löschen?
Die innere Struktur des Daseins ist auch eine der Vermöglichung. Erst durch das Heranleben von Möglichkeiten wird der Mensch wirklich, so dass die Menge der Optionen wesentlich sein Wesen ausmacht.
Die Möglichkeiten der Matratze beim Kraterbrand sind natürlich die Möglichkeiten des Subjektes, das auf der Unterlage liegt. Für sich ist die Matratze eben das, was sie ist, reine Gegenwart. Für mich als Subjekt ist sie hingegen wesentlich durch Möglichkeiten bestimmt.
Irgendwo im Inneren der Matratze ist der Glutherd. Vielleicht brennt er sogar mit einer Flamme. Möglicherweise hat sich die Glut aufgeteilt und ist in verschiedene Richtungen vorangeschritten. Allerhand Möglichkeiten sind also gegeben und versetzen mich in Alarm.
Ich laufe in die Küche und hole eine Flasche Wasser, die ich in das Brandloch entleere. Aber wohin fließt das Wasser? Folgt es dem Brandkanal oder macht es nur die Matratze dort nass, wo es gar nicht glimmt? Aus der Unterseite tritt schon Wasser aus, während es noch weiter brennt. Die Lage bleibt unklar. Mein Leben blüht zusammen mit dem Rauch im Konjunktiv auf. Tatsächlich, alles ist möglich.
Schließlich nehme ich die Matratze und werfe sie vom Balkon aus auf Nachbars Grundstück, wo sie langsam abkühlen kann. Ich suche mir eine Luftmatratze, blase sie auf und falle in einen unruhigen Schlaf. Denn die Matratze verliert Luft, was im Halbschlaf wilde Phantasien heraufbeschwört, die zusammen mit der Matratzenepisode eine eidetische Variation der Möglichkeit als solche ergibt.
Sebastian Knöpker